Miteinander vertraut werden

 

Miteinander vertraut werden

 „Die Berührung ist die Wurzel. Und so sollten wir auch mit ihr umgehen.

Wir müssen unsere Babys so nähren, dass sie wirklich satt werden,

innen wie außen.

Wir müssen zu ihrer Haut sprechen und zu ihrem Rücken,

denn diese hungern und dürsten und schreien genauso wie ihr Bauch.

Wir müssen sie mit Wärme und Zärtlichkeit genug und mehr als genug füttern, denn das brauchen sie, so sehr wie Milch.

Berührt, gestreichelt und massiert zu werden, das ist Nahrung für das Kind.

Nahrung, die genauso wichtig ist wie Mineralien, Vitamine und Proteine.

Nahrung, die Liebe ist.“

Frederick Leboyer

Die Säuglingszeit ist eine wichtige Grundlage für die körperliche Entwicklung und für die Entfaltung der Persönlichkeit.

Der alltägliche Kontakt zwischen Eltern und ihren Kindern kann zu einer bereichernden und freudigen Erfahrung werden.

Sicherheit ist sowohl auf Seiten der Eltern, als auch auf Seiten der Babys eines der wichtigsten Bedürfnisse.

In unserer, sich schnell verändernden vielseitigen Welt brauchen junge Familien Stabilität.

Am Anfang erlebt der Säugling seine körperlichen Bedürfnisse noch in Form von unsicheren, unangenehmen Spannungen. Er „weiß“ noch nicht, dass er hungrig ist, dass er Durst hat, dass ihm kalt oder warm ist, dass ihm etwas weh tut.

Sie als Eltern können ihrem Kind helfen sich nach und nach in diesem ganzen „Wahrnehmungschaos“ zu orientieren in dem sie versuchen dessen Signale zu verstehen und die dahinterstehenden Bedürfnisse zu befriedigen.

Dies wiederum veranlasst das Kind, dass es das Stillen von Hunger und Durst, das pflegende Versorgt-Werden (wickeln etc.) und die Befreiung von anderen unangenehmen Gefühlen mit ihnen als Mutter/Vater verbindet.

Das Verstehen der Signale und das „Beantworten“ gelingt ihnen als Eltern besser, wenn sie Informationen von Fachpersonen darüber bekommen, was ihr Baby braucht.

Säuglinge, auf deren Weinen die Eltern in den ersten Lebenswochen unmittelbar reagieren, weinen in der Regel im zweiten Halbjahr viel weniger als die, deren Weinen lange oder gar ganz ohne Antwort bleibt.

Ihr Baby lernt, dass es selbst dazu beitragen kann, dass seine unangenehmen Gefühle behoben werden, indem es entsprechende Signale gibt und sie als Eltern veranlasst seine Bedürfnisse zu befriedigen. Je achtsamer sie als Eltern ihr Baby – vor allem in seiner Reaktion auf die „Antwort“ – beobachten, desto schneller kommen sie alle über das „Experimentieren“ hin zu einer verlässlichen Kommunikation.

Ihr Baby lernt auf diese Weise die Befriedigung seiner Bedürfnisse zu beeinflussen. So kann es bereits im Alter weniger Wochen auf den Ablauf der Mahlzeiten, den Rhythmus des Handlings (beim Wickeln, Baden etc.) und auf „ich möchte meine Ruhe/brauche eine Pause“/ „ich hätte gerne Ansprache“ Einfluss nehmen.

 Bindung durch Berührung beschreibt, welche Rolle körperliche Berührung beim Aufbau von Kontakt spielt, wie sich daraus Beziehungen entwickeln lassen und schließlich tragfähige Bindungen entstehen und erstarken können.

Die Qualität der Berührung ist darauf ausgerichtet, eine besondere Form der Nähe zu erzeugen, die darauf achtet, die Grenzen, z.B. des Säuglings, zu respektieren. Die körperliche Berührung schafft eine Innigkeit, die emotionale und geistige Bindungen stärkt.

Im Bauch der Mutter fühlt das Baby sich in der Regel sicher und geborgen.

Es schwimmt im warmen Wasser, die Gebärmutter gibt ihm Schutz und Widerstand, die Enge macht es ihm möglich sich selbst zu spüren – es wird vom Atem der Mutter gewiegt und durch ihren Herzschlag beruhigt – es fühlt zu jedem Zeitpunkt seines Tages die sichere Gewissheit „Ich bin nicht allein“.

Nach der Geburt ist dann nichts mehr so, wie es vorher war – alle Sinneseindrücke, alle Wahrnehmungen sind neu. Diese umwälzenden Veränderungen brauchen Zeit – Zeit, Verstehen und Unterstützung von ihnen als Eltern.

Ihr Kind weiß instinktiv, dass es alleine verloren ist. Was es am dringendsten braucht ist die Gewissheit, dass jemand da ist, der sich kümmert. Deshalb ist die

Berührung – der Körperkontakt eines der größten Bedürfnisse ihres Kindes.

Die körperliche Nähe zu seinen zugewandten, liebevollen Eltern gibt ihrem Kind ein großes Maß an Sicherheit zurück. Das Baby fühlt im Körperkontakt (wie zuvor im Bauch der Mutter) ihren sicherheitsgebenden Herzschlag und ihre beruhigende Atmung. Es spürt „ich bin nicht allein“ und kann so entspannen und zur Ruhe kommen.

Über die bloße Nähe hinaus ist es für Babys ein großes Bedürfnis und ein großer Genuss berührt zu werden.

Wenn körperliche Berührung stattfindet wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, welches die unterschiedlichsten körperlichen Vorgänge beeinflusst (unter anderem das Stillgeschehen) und auch als „Bindungshormon“ bekannt ist.

Bei einer Haut-auf-Haut-Berührung ist die Ausschüttung nochmal um einiges höher.

Das gilt übrigens für Menschen jeglichen Alters.

Die Haut ist unser größtes Sinnesorgan und vermutlich auch das am meisten vernachlässigte.

Bei den Babys kommt noch hinzu, dass sie (noch) reine „Fühlwesen“ sind.

Es fühlt genau, ob die Person, die es berührt, dies nur mechanisch macht, vielleicht mit der Aufmerksamkeit ganz woanders ist.

Deshalb ist es wichtig, als Mutter/ Vater auf folgendes zu achten:

  • Bin ich (noch) in einer Verbindung zu mir selbst?
  • Kann ich mich selbst wahrnehmen?
  • Wie ist meine Atmung? (schon allein durch diese Frage wird der Atem in der Regel schon etwas ruhiger und tiefer)
  • Spüre ich den haltgebenden Boden unter meinen Füßen?
  • Bin ich wirklich mit all meinen Sinnen anwesend?

Wenn sie ihr Kind jetzt berühren, dann kann es spüren, dass diese Berührung mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit geschieht.

Ihr Baby erlebt sich die ersten Monate als Teil eines Ganzen -es hat noch keine Ahnung, dass es ein eigenständiges Wesen ist.

Wenn sie als Eltern, die es tragen/berühren, angespannt sind, dann wird ihr Baby auch angespannt sein. Wenn sie als Mutter verzweifelt sind, weil sie ihr Kind nicht beruhigen können, signalisieren ihre Atmung und ihre Körperspannung „Gefahr“ und ihr Kind wird diese „Botschaft“ übernehmen und deshalb wahrscheinlich nicht aus der Anspannung, aus dem Schreien herausfinden können.

Wenn sie als Mutter/ Vater eine Eigenwahrnehmung entwickeln, entsteht ein Resonanzraum, der über das eigene Befinden auf einer Ebene Auskunft gibt, die wir mit bloßem Beobachten nicht erfassen können.

Wenn das gelingt, entsteht ein Fließen, das beide – den Gebenden und den Empfangenden – beglückt und bereichert und tiefes Bindungserleben auf allen Ebenen möglich macht.

Ich begleite, unterstütze und stärke Sie gerne auf dieser Reise zu ihnen selbst und ihrem Baby.

„Zwei Dinge hatten wir, die unsere Kindheit zu dem machten wie sie war – Geborgenheit und Freiheit.“

Astrid Lindgren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert